von Thomas Rünker

Zwischen Weihrauch und Ferienlager: Das vielfältige Engagement von Messdienerinnen und Messdienern

Rund 4000 Kinder und Jugendliche engagieren sich im Bistum Essen als Messdienerinnen und Messdiener. Das bedeutet nicht nur Kerzen tragen oder Gaben anreichen im Gottesdienst, sondern oft auch ein intensiver Zusammenhalt in einer Messdienergruppe und Engagement für das soziale Leben in der Pfarrei.

Messdienerinnen und Messdiener engagieren sich für Kirche und Gemeinschaft.

In Essen-Frintrop wurden 16 neue Messdienerinnen und Messdiener feierlich aufgenommen.

Ferienlager und Freizeitaktivitäten fördern den Zusammenhalt der Messdienerinnen und Messdiener.

Sie schwenken Weihrauch, bringen die Gaben zum Altar und tragen Kreuze oder Kerzen: In vielen katholischen Gottesdiensten gehören Messdienerinnen und Messdiener ebenso dazu wie Orgelmusik und Gebete. In festlichen Gewändern unterstützen sie die Gottesdienstleitenden, sorgen für eine feierliche Atmosphäre und repräsentieren die Gemeinde im Altarraum. Zugleich sind die rund 4000 Messdienerinnen und Messdiener im Bistum Essen eine feste Säule in der Jugendarbeit ihrer Pfarreien. „Messdienerarbeit bedeutet immer beides: Der Dienst in der Kirche und die gemeinsame Freizeitgestaltung – oft zur Unterstützung anderer“, sagt Rebecca Weidenbach. Seit Ende 2022 ist die 33-jährige Seelsorgerin Referentin für die Arbeit mit Messdienerinnen und Messdienern im Bistum Essen. So selbstverständlich das Engagement der jungen Leute nach wie vor in vielen Gemeinden sei, „sollte es nie für selbstverständlich hingenommen werden“, betont Weidenbach: „Gerade, weil es heute vielerorts nicht mehr so viele Messdienerinnen und Messdiener wie in früheren Jahren gibt, sollten wir den Kindern und Jugendlichen, die sich nach wie vor in unseren Pfarreien engagieren, umso mehr danken und ihnen mit Wertschätzung begegnen.“

16 neue Messdienerinnen und Messdiener in Essen-Frintrop

In Essen-Frintrop gibt es seit dem Wochenende 16 neue Messdienerinnen und Messdiener. Im Sonntagsgottesdienst in der Pfarrkirche St. Josef wurden die Jungen und Mädchen feierlich in die insgesamt rund 120 Mitglieder umfassende Gemeinschaft der Gemeinde aufgenommen. „Bei uns ziehen die neuen Messdienerinnen und Messdiener erst ohne Gewänder in die Kirche ein. In der Messe erhält dann jedes Kind ein Gewand und eine Plakette“, erklärt Lena Raabe, die die Gruppe der gerade neu Aufgenommenen leitet. Die meisten katholischen Kinder gehen im dritten Schuljahr zur Erstkommunion, anschließend laden die Pfarreien zu den ersten Messdienerstunden ein. „Wir haben in jeder Jahrgangsstufe eine Gruppe“, beschreibt Raabe die Arbeit in St. Josef, „von der 4. bis zur 11. Klasse“. Während in vielen Gemeinden gerade im Teenie-Alter, wenn die Jugendlichen schon mehrere Jahre aktiv waren, die Begeisterung fürs Messedienen nachlässt, beobachten sie in St. Josef im Moment das Gegenteil: „Gerade in der Gruppe mit den Mädchen und Jungen aus der 10. Klasse haben wir Zuwachs“, berichtet Patrizia Sonntag (30), die diese Gruppe betreut und sich selbst über den Erfolg wundert. „Uns ist klar, dass das nicht normal ist“, sagt sie mit Blick auf die Erfahrungen in anderen Pfarreien – und freut sich zusammen mit Raabe, dass es in ihrer Gemeinde derzeit „einfach läuft“.

Weihrauch-Dienst ist nur für die Älteren

Vermutlich liegt die große Beliebtheit in St. Josef nicht nur daran, dass die Messdienerinnen und Messdiener ab der 9. Klasse auch mit Weihrauch hantieren dürfen. Mindestens ebenso wichtig sind wohl die wöchentlichen Gruppenstunden und das auf das jeweilige Alter abgestimmte Programm: Steht bei den Kleinsten noch oft das Üben in der Kirche auf der Agenda, gibt es bei den Älteren oft Spiele und gemeinsame Unternehmungen. „Und die Großen planen ihre Gruppenstunden selbst“, nennt Sonntag ein Rezept für zufriedene Teenager in der Jugendarbeit.

Eine andere Zutat sind in St. Josef wohl die Ferienlager: Am Pfingstwochenende starten sie mit rund 80 Kindern auf Fahrrädern, um bei einem Bauern bei Hünxe am Niederrhein zu zelten. Dahinter steckt eine beeindruckende Logistik: Am Freitagnachmittag bringen die Leiterinnen und Leiter das Material zum Zeltplatz, bauen alles auf und kommen nach einer vermutlich nicht allzu langen Nacht wieder zurück nach St. Josef, um dann mit den Gruppen zur Radtour zu starten. „Den Weg haben unsere 11.-Klässler vorbereitet“, beschreibt Raabe ein weiteres Element, den Kindern und Jugendlichen nach und nach immer mehr Verantwortung zu übergeben. Neben dem Pfingstlager bieten die Messdienerinnen und Messdiener auch im Sommer und im Herbst Ferienfreizeiten an – und können sich auch hier über mangelnde Nachfrage nicht beklagen. „Viele Teenies fahren lieber mit uns in die Ferien als mit ihren Eltern“, sagt Raabe. Klar, dass diese Fahrten das Gefühl der Zusammengehörigkeit in der Messdienerschaft stärken.

Bei diesem Betrieb ist es kein Wunder, dass Lena Raabe und Patrizia Sonntag zu einer gut 45-köpfigen Runde von 18- bis 30-jährigen Leiterinnen und Leitern gehören, die die Messdienerarbeit in St. Josef am Laufen halten. Neben den Gruppenstunden kümmern sich die jungen Leute um den Messdienerplan, die Ferienangebote und zahlreiche Aktionen für die Gemeinde. Noch vor der Aufnahme der Neuen am Sonntag stand zum Beispiel am Samstagabend das traditionelle Frühlingsfest auf der Pfarrwiese an. Kräftiger Regen hat zwar einige Gäste verschreckt – aber immerhin war die neue Hütte auf der Wiese rechtzeitig fertig, die die beiden Messdienerleiter Sebastian Raabe und Moritz Hegh aufgebaut hatten. Im Laufe des Jahres stehen unter anderem noch ein Café für die Gemeinde, ein Ausflug für alle Messdienerinnen und Messdiener in einen Freizeitpark, ein Tag für alle Leiterinnen und Leiter, ein Punsch-Abend für die Gemeinde und die Sternsingeraktion auf der Agenda der Leiterrunde.

„Nein, normal ist das nicht“

„Nein, normal ist dieses immense Engagement nicht“, greift Referentin Rebecca Weidenbach die Einschätzung von Patrizia Sonntag auf, „aber ein tolles Beispiel, wie die Arbeit mit Messdienerinnen Messdienern eben auch funktionieren kann“. Sie sieht ihre Aufgabe darin, die Messdienerinnen und Messdiener im Ruhrbistum miteinander zu vernetzen, „um gerade die Gemeinden, in denen es nur eine kleine Gemeinschaft gibt, vielleicht mit anderen zusammenzubringen, denen es auch so geht“. Weidenbach betont: „Unsere Arbeit von einem starken Zusammenhalt, von Gruppe und Gemeinschaft – davon profitieren dann auch die Gemeinden.“ Zudem biete das Bistum feste Angebote, um Messdienerinnen und Messdiener zusammenzubringen: Neben der jährlichen Chrisam-Messe am Gründonnerstag im Essener Dom und der Ausbildung der Leiterinnen und Leiter fährt die Referentin in den Sommerferien mit 200 Kindern und Jugendlichen aus dem Bistum Essen nach Rom. „Dort werden wir dann mit tausenden Messdienerinnen und Messdienern aus verschiedenen deutschen und internationalen Bistümern einen Gottesdienst mit Papst Franziskus feiern“, freut sich Weidenbach.

Messdiener-Referentin

Rebecca Weidenbach


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