von Thomas Rünker

Ministerin Gebauer informiert sich über gemeinsamen Religionsunterricht von Katholiken und Protestanten

Die Grundschule im Bergmannsfeld ist die erste Essener Schule, die „KoKoRu“ anbietet, den konfessionell-kooperativen Religionsunterricht. Im Ruhrbistum machen bereits 43, landesweit sogar schon 184 Schulen mit. Bei „KoKoRu“ werden Katholiken und Protestanten gemeinsam, aber von wechselnden Lehrern unterrichtet.

270 Kinder aus 31 Nationen tummeln sich an der Grundschule im Essener Bergmannsfeld – 41 von ihnen sind katholisch, 17 evangelisch. Zahlen, die zeigen, dass „KoKoRu“ für diese Schule gerade recht kommt. Im konfessionell-kooperativen Religionsunterricht werden hier seit dem Sommer erstmals katholische und evangelische Kinder gemeinsam nach einem abgestimmten Lehrplan unterrichtet – ein Konzept das beide Kirchen gemeinsam erarbeitet haben. Wie dieser gemeinsame Religionsunterricht funktioniert, hat sich am Donnerstag NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer bei einem Schulbesuch im Bergmannsfeld angeschaut, gemeinsam mit Generalvikar Klaus Pfeffer, der neuen Bistums-Schuldezernentin Eva Lingen und vielen weiteren Gästen.

Seit dem Start im vergangenen Jahr haben sich landesweit 184 Schulen dafür entschieden, im Religionsunterricht alle christlichen Schüler eines Jahrgangs gemeinsam zu unterrichten – und zwar abwechselnd von einem katholischen und einem evangelischen Lehrer. Zahlenmäßig bilden bei „KoKoRu“ derzeit Grundschulen (99) und Gesamtschulen (46) den Schwerpunkt. Viele Gymnasien hätten mit einer Umstellung zuletzt noch abgewartet, weil zunächst die Kernlehrpläne nach der Rückkehr zu G9 erstellt werden müssten. Für das laufende Jahr erwartet das Schulministerium daher mindestens eine noch einmal so große Zahl an Anträgen. Fast jede vierte der 184 „KoKoRu“-Schulen liegt im Bistum Essen (43). Möglich ist „KoKoRu“ überall in Nordrhein-Westfalen außer im Bereich des Erzbistums Köln.

Fachleute für „Erstkommunion“ und „Martin Luther“

In Essen ist die Grundschule im Bergmannsfeld bislang die einzige Schule mit konfessionell-kooperativem Religionsunterricht. „Wir haben festgestellt, dass die Religionsunterricht-Gruppen immer kleiner werden, da erschien uns das ,KoKoRu‘-Konzept für unsere Schule sehr geeignet“, sagt die evangelische Religionslehrerin Melanie Turnwald. Gemeinsam mit ihrem katholischen Kollegen Matthias Kannapinn hat sie Fortbildungen besucht und einen Lehrplan erstellt, in dem deutlich wird, welche Themen die Konfessionen ähnlich darstellen – und wo es Unterschiede gibt. Nun werden im „KoKoRu“-Programm der Schule die Christen der 1. und 3. Klasse von katholischen Lehrern unterrichtet – auch, weil die in der 3. Klasse gut das Thema Erstkommunion behandeln können. In der 2. und 4. Klasse übernehmen dann jeweils evangelische Lehrer – und sind dann unter anderem Fachleute für das kurz vor dem Wechsel in die weiterführende Schule anstehende Thema „Martin Luther“. „Durch den gemeinsamen Unterricht wird das Bewusstsein der christlichen Schüler in unserer Schule gestärkt – zum Beispiel auf dem Pausenhof“, hat Religionslehrer Kannapinn festgestellt. Umgekehrt werde bei vielen Lehrern durch die ökumenische Zusammenarbeit an den „KoKoRu“-Schulen das Bewusstsein für die eigene Konfession oft neu betont, so eine Rückmeldung aus den Fortbildungen, an denen alle beteiligten Schulen teilnehmen müssen.

Respekt für die Lehrer – und der Wunsch nach noch mehr „KoKoRu“

Die Ministerin – selbst evangelische Christin – zeigte sich beeindruckt von dem Programm, dass sich in wenigen Monaten „KoKoRu“ an der Essener Grundschule entwickelt hat. Sie sei „stolz, dass es dieses Konzept dank der Zusammenarbeit der Kirchen und der Landesregierung in unserem Land gibt“, so Gebauer. Sie würde sich „freuen, wenn sich noch viele weitere Schulen für dieses Konzept entscheiden“. Da hätte auch der Generalvikar des Bistums Essen, Klaus Pfeffer, nichts gegen einzuwenden. Er zollte den Lehrerinnen und Lehrern im Bergmannsfeld „Respekt, dass Sie sich auf dieses Projekt eingelassen haben“. Dem Ruhrbistum sei es „wichtig, diesen Weg weiterzugehen und dafür zu werben, weil wir sehen, dass es für diesen konfessionell kooperativen Religionsunterricht einen großen Bedarf an vielen Schulen in unserem Land gibt“, sagte Pfeffer. Wichtig sei darüber hinaus, gerade an den Schulen auch den Kontakt zwischen den Christen und den Mitgliedern anderer Glaubensgemeinschaften zu unterstützen, so Pfeffer. Hier macht die Schule im Bergmannsfeld neben dem christlichen mit islamischem Religionsunterricht gute Erfahrungen.

Und dass der gemeinsame Religionsunterricht von Katholiken und Protestanten weitere ökumenische Aktionen anregt, ist ebenfalls im Sinne der Christen. So gab es deutlichen Zuspruch für die zunächst noch etwas zögerlich vorgetragene Idee der beiden für die Schule zuständigen Geistlichen Ludger Molitor (katholisch) und Olaf Zechlin (evangelisch), den Schulgottesdienst nicht mehr alle zwei Wochen konfessionell getrennt – sondern künftig wöchentlich und ökumenisch zu feiern. Das sei doch ganz im Sinne des „KoKoRu“, sagte Pfeffer.

Referent | Leitung

Eberhard Streier

Zwölfling 16
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