von Lisa Mathofer

Gestrandet auf Guernsey: 250 Essener Pfadfinder im Sommerlager

Sechs Stämme aus dem Essener Pfadfinderbezirk Borbeck-Frohnhausen sind gestrandet – auf der britischen Kanalinsel Guernsey. Zwei Wochen erleben die 250 Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen Zelten, Kochen und Freizeit in der Natur, spannende Aktionen und eine besondere Gemeinschaft über den eigenen Stamm hinaus.

Die blauen und grünen Hängematten schwingen im Wind, einige Meter über dem Boden an einem Gerüst aus Baumstämmen. Daneben ein Küchenzelt, direkt gegenüber viele kleine schwarze und weiße Schlafzelte. Einige Pfadfinder haben Seile dazwischen gespannt, um ihre Badetücher vom Strandbesuch in der Sonne zu trocknen.

Ein besonderes Zelt steht einige Meter weiter auf dem Zeltplatz. Auf einem Holztisch am Rand: Eine alte Schreibmaschine, daneben liegt ein Pfadfinderhut, ein Atlas, ein Foto von Pfadfindergründer Lord Robert Baden-Powell, auf der anderen Seite drei abgebrannte Kerzen in Flaschen gesteckt. Um aus der großen, schwarzen Jurte wieder rauszukommen, müssen die Pfadfinder, die sie betreten, einige Rätsel um die geheimnisvollen Gegenstände lösen.

Ein Escape Room im Pfadfinder-Zelt

Der selbst gebaute Escape Room ist das persönliche Lager-Highlight von Marian Schneider. Der 28-Jährige ist als Leiter des Stammes Sankt Antonius Abbas auf dem Zeltplatz auf Guernsey. Mit 55 Teilnehmern ist die Gruppe aus Essen-Schönebeck auf die Insel gereist, um ein besonderes Sommerlager zu erleben. „Man hat vieles gemeinsam, aber ist in seinem Stamm trotzdem einzigartig, kann in so einem Lager einfach viel voneinander lernen“, sagt der Jugendgruppenleiter.

„So ein großes Lager ist wichtig, um die Gemeinschaft nicht nur im eigenen Stamm, sondern auch im ganzen Bezirk zu stärken“, ist auch sein Mitleiter Robin Huber überzeugt. Als Materialwart seines Stammes ist für den 29-Jährigen auch die Logistik eines Bezirkslagers spannend: „Mich interessiert, wie die anderen Stämme ihre Zelte aufbauen oder die Küchenorganisation bewältigen.“ Logistisch war das Bezirkslager eine große Herausforderung für alle Stämme, eineinhalb Jahre lang haben die Vorstände, Leiterrunden und spezielle Arbeitskreise geplant und organisiert – eine Idee, die vor allem aus den Freundschaften zwischen den Stämmen entstand. Vor einer Woche begann für die Essener Pfadfinder aus St. Antonius Abbas, St. Josef aus Frintrop, Anne Frank sowie Don Bosco und St. Dionysius aus Borbeck, St. Franziskus aus Bedingrade und Dom Helder Camara aus Frohnhausen die rund 16-stündige Reise per Bus und Fähre.

Klippenwandern und Schwimmen in kleinen Buchten

Für viele Pfadfinder ist es das zweite Bezirkslager, das sie miterleben. Bereits 2007 fuhr der Bezirk zusammen nach England. Justin Grzelka war damals als Kind dabei, ist heute als Stammesvorstand für St. Antonius Abbas an der Planung beteiligt. „Ich erinnere mich an viel Regen und Mücken“, erzählt der 21-Jährige lachend. „Aber ich hatte damals sehr viel Spaß, es war ein tolles Programm für Kinder.“ Grund genug, den Stamm erneut für ein solches Lager anzumelden und neue Kontakte zu knüpfen und zu stärken.

Erlebt haben die 250 Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen der Deutschen Pfadfinderschaft Sankt Georg (DPSG) in der ersten Lagerwoche schon Einiges: Stationsspiele in der Natur, aber auch das Bauen von Backöfen aus Lehm oder Holzschaukeln gehört zu einem richtigen Sommerlager dazu. Aber auch landschaftlich sind die Pfadfinder von der Insel begeistert. „Wir sind auf einem Klippenpfad im Süden der Insel gewandert, am Ende in einer kleinen Bucht schwimmen gegangen. Das war einfach nur atemberaubend“, sagt Justin Grzelka. Die erste Hälfte des Lagers ist fast rum, die Halbzeit feiert der Bezirk mit dem traditionellen Bergfest. Das Besondere dieses Mal: Es wird ein „Abend der offenen Töpfe“ – jeder Stamm kocht etwas und bringt es mit zu einem großen Buffet.

Ein starkes Zeichen des Zusammenhalts

„Sich vollständig vom Alltag lösen, entspannte Tage in einem anderen Land mit guten Freunden und Bekannten verbringen“ – für Robin Huber ist das Sommerlager neben der Gemeinschaft eine gute Auszeit. Für Justin Grzelka auch ein starkes Zeichen im zukünftigen Wandel der Kirchengemeinden und dem Pfarreientwicklungsprozess des Bistums: „Wir Pfadfinder halten zusammen.“

Wenn am Abend die Kinder erschöpft im Schlafsack liegen oder bis in die Nacht im Taschenlampenlicht herumalbern, treffen sich die Erwachsenen in den zwei Wochen im Leitercafé. Im normalen Stammeslager sitzen die Pfadfinder in ihrer eigenen Jurte zusammen. In diesem Bezirkslager aber haben alle Stämme ihre Jurten zu einem großen Zelt zusammengeknüpft. Wenn die Holzstücke in der Feuerschale brennen, kühle Getränke und Snacks verteilt sind, erklingen auch bald schon die ersten Gitarren, begleitet von Cajons und kräftigen Stimmen, die mitsingen oder sich unterhalten - über die Erlebnisse des Tages, die Pläne der nächsten Tage oder die besten Anekdoten vergangener Sommerabenteuer.

Pressestelle Bistum Essen

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