von Thomas Rünker

Bischof Overbeck und Journalist Prantl werben für eine starke und vielfältige Gesellschaft

Bei der Neuauflage der „Dialoge mit dem Bischof“ im Essener „BiB-Forum“ schlugen der Bischof und der Leiter des „Meinung“-Ressorts der „Süddeutsche Zeitung“ einen weiten Bogen von der Zerrissenheit der Gesellschaft hin zum persönlichen Engagement jedes Einzelnen.

Nicht schnelle Antworten und einfache Lösungen, sondern Geduld, aktive Mitarbeit und Freude an der Vielfalt helfen nach Ansicht von Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck und dem „Süddeutsche Zeitung“-Journalisten Heribert Prantl, die Gesellschaft zusammen zu halten. Overbeck und Prantl waren am Montagabend Gast der ersten „Dialoge mit dem Bischof“-Veranstaltung, zu der die Bank im Bistum Essen gemeinsam mit der Bistums-Akademie „Die Wolfsburg“ in das Essener „BiB-Forum“ eingeladen hatte.

Prantl und Overbeck warben gemeinsam für eine starke Zivilgesellschaft, die sich möglichst geschlossen gegen Populisten und Extremisten zur Wehr setzt. Es sei nicht damit getan, dass der Verfassungsschutz nun die AFD beobachte, sagte Prantl. Vielmehr sei „eine wache Zivilgesellschaft“ ein guter Verfassungsschutz. Dies sei auch online wichtig: „Warum kann nicht die Zivilgesellschaft im Internet aufstehen?“ fragte der Leiter des Ressorts „Meinung“ bei der Süddeutschen Zeitung mit Blick auf Hass und Hetze, die auf Websites und in sozialen Medien verbreitet würden.

Evangelium als Vorlage für klare Botschaften gegen Populisten

„Da braucht man Steherqualitäten“, sagte Overbeck, der als Social-Media-aktiver Bischof mit Beschimpfungen leidlich Erfahrungen hat. „Ich muss mit meiner Person für die Inhalte einstehen“, so eine Erkenntnis des Bischofs. Und es sei wichtig, sich „mit klaren, verständlichen Botschaften“ zu positionieren ohne sich auf das Niveau der Populisten herabzulassen. Bei den klaren Botschaften „gibt mir das Evangelium eine gute Vorlage“.

Demokratie und Freiheit seien keine Selbstverständlichkeiten, sondern müssten ständig gegen Feinde verteidigt werden, waren sich Prantl und Overbeck einig. Der Bischof warb jedoch dafür, sich nicht nur im Widerstand abzuarbeiten, „sondern eigene, positive Botschaften zu setzen und mit guten Beispielen voran zu gehen“. Doch dazu fehle es oft an Kraft – nicht nur in den Parteien, „sondern auch bei uns in der Kirche“.

Europa als „welthistorisches Friedensprojekt“

„Jeder kann in seiner kleinen, eigenen Welt etwas tun“, motivierte Prantl die Zuhörer, sich für ihre Gesellschaft zu engagieren. Die Menschen sollten sich zum Grundgesetz bekennen, „unseren Wertekanon verteidigen“ und „sich nicht vorbei mogeln“. „Wenn wir diese Grundsätze verteidigen, entwickelt sich der starke Staat!“ Mit das einfachste, aber längst nicht für alle Bürger selbstverständlich, sei, wählen zu gehen, so Prantl. „Die Europawahl am 26. Mai gehört zu den wichtigsten Wahlen der vergangenen Jahrzehnte“, betonte der Journalist. Dann gehe es um das „Weltwunder“ Europäisches Parlament und „die Zukunft eines welthistorischen Friedensprojekts“.

„Machen Sie es wie Herr Trump: Twittern Sie!“, regte Bischof Overbeck auf die Frage einer Zuhörerin an, was man denn „nun ganz konkret tun“ könne. „Oder setzen Sie sich für einen Armen ein. Und wenn Sie Christin sind: Gehen Sie sonntags in den Gottesdienst – wenn Sie nicht kommen, werden wir als Kirche schwächer.“

„Dialoge mit dem Bischof“ gehen weiter

Die im Dialogprozess des Bistums Essen (2012 – 2013) in der Mülheimer „Wolfsburg“ gestartete Reihe „Dialoge mit dem Bischof“ wird nun regelmäßig im „BiB-Forum“ fortgesetzt. Am Donnerstag, 9. Mai, diskutiert Overbeck dort mit Uwe Schneidewind, dem Direktor des Wuppertal-Instituts für Klima, Umwelt und Energie.

Pressestelle Bistum Essen

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