von Adveniat / Thomas Rünker

Adveniat verzeichnet Plus bei Spendeneinnahmen

Bischof Overbeck: Hilfe für Lateinamerika ist weiterhin dringend notwendig. Inhaltliche Schwerpunkte des katholischen Hilfswerks sind Umweltschutz, Friedens- und Menschenrechtsarbeit.

Einnahmen vor allem aus Weihnachtskollekten und Einzelspenden

Adveniat-Bischof Overbeck warnt vor massiven Folgen der Umweltzerstörung durch "Fracking"

Sorgen angesichts der Situation in Venezuela

Mit insgesamt 44,4 Millionen Euro an Spenden, Erbschaften und Zuwendungen hat das katholische Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat in Essen seine Spendeneinnahmen im Geschäftsjahr 2017 leicht gesteigert. „Erstmals seit vielen Jahren hat Adveniat wieder mehr an Erträgen von außen erwirtschaftet“, sagte Geschäftsführer Stephan Jentgens am Mittwoch bei der Vorstellung der Bilanz in Essen. Grund für die positive Bilanz waren die mit 24,8 Millionen Euro weiterhin hohe Weihnachtskollekte und die Einzelspenden mit einem neuen Höchststand von 11,8 Millionen Euro. Die Gesamteinnahmen aus Kollekten, Spenden und weiteren Erträgen, zum Beispiel aus der Vermögensanlage, sind mit 46,9 Millionen Euro relativ konstant geblieben. „Im deutschlandweiten Vergleich gehört Adveniat nach wie vor zu den effizientesten und kostengünstigsten Hilfsorganisationen“, unterstrich Jentgens. Deshalb hat das Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI) Adveniat erneut das Spenden-Siegel zuerkannt. „Eine gute Bewertung gab es wieder für den niedrigen Aufwand an Verwaltungs- und Werbungskosten im Haushalt, die unter zehn Prozent lagen“, sagte der Geschäftsführer.

Overbeck berichtet von verheerenden „Fracking“-Folgen

Dass Spenden für Lateinamerika weiterhin dringend notwendig sind, betonte Adveniat-Bischof Franz-Josef Overbeck, der von den verheerenden Folgen der Öl-Fördermethode „Fracking“ in Argentinien berichtete: „Kinder klagen über Magen- und Hautkrankheiten, ältere Menschen über Übelkeit. Die Gründe dafür liegen in einer Verschmutzung des Grundwassers mit Chemikalien, die es braucht, um das Schieferöl aus dem Boden zu holen.“ In Patagonien habe der Bischof erfahren, wie schnell und umfassend die Ausbeutung der Erde vor sich geht: „Der konsumorientierte Lebensstil unserer Zeit, den Papst Franziskus in seiner Enzyklika Laudato si’ anprangert, führt zu einer immer rücksichtsloseren Ausbeutung der Menschen wie auch der nur begrenzt vorhandenen Rohstoffe.“ Zusammen mit der Kirche versucht das indigene Volk der Mapuche die Umweltzerstörung in der Region Neuquén zu stoppen. Adveniat unterstützt sie beim Kampf gegen multinationale Konzerne, die – ausgestattet mit Lizenzen des argentinischen Staates – bereits fast 100 Fördertürme auf dem Land der Mapuche errichtet haben.

Studientag zur Umwelt-Enzyklika Laudato Si‘ in der „Wolfsburg“

Adveniat befasst sich derzeit intensiv mit der Umwelt-Enzyklika Laudato si‘: Dieses Jahr wird Bischof Overbeck mit einer Delegation nach Bolivien reisen, um sich vor Ort über die Folgen des ökologischen Raubbaus zu informieren. Im Dezember wird es zudem in der Wolfsburg, der Mülheimer Akademie des Ruhrbistums, einen Studientag mit einer öffentlichen Veranstaltung geben. Overbeck: „Es geht uns um den Schutz des gemeinsamen Hauses, wie es der Papst formulierte, und es geht um die Menschen, die zu Opfer einer rücksichtslosen Wirtschaftspolitik werden.“

50.000 Euro Soforthilfe für Kinder in Venezuela

Adveniat-HauptgeschäftsführerPater Michael Heinz zeigte sich über die Situation in Venezuela besorgt: „Venezuela befindet sich in einer humanitären Krise. Jüngsten Studien zufolge leben 87 Prozent der Menschen in Armut“, sagte Pater Heinz. Die Menschen wühlten im Müll nach Essbarem, Medikamente wie Antibiotika und Insulin gäbe es längst nicht mehr zu kaufen. „Die Vereinten Nationen und die deutsche Bundesregierung müssen die humanitäre Notlage offiziell anerkennen“, forderte der Hauptgeschäftsführer. Nur so könne der Druck auf die venezolanische Regierung erhöht werden, endlich einen Korridor für die überlebensnotwendigen Lebensmittel- und Medikamentenlieferungen zu öffnen. Das Lateinamerika-Hilfswerk hat jetzt 50.000 Euro Soforthilfe bereitgestellt, um vor allem auch Tafeln zu unterstützen, damit Kinder zumindest einmal am Tag etwas zu essen bekommen. Venezuelas Krise weite sich auch auf das Nachbarland Kolumbien aus und erschwere dort den ohnehin fragilen Friedensprozess: „Die Lage an der gemeinsamen Grenze ist angespannt, und die Kosten für die Versorgung venezolanischer Migranten steigen.“ Mit Hilfe von Adveniat versorge beispielsweise die kolumbianische Diözese Cúcuta täglich 8000 Migranten mit einem Mittagessen.

Armut aus Mangel an Gerechtigkeit

Die Bewahrung der Schöpfung und der damit verbundene Schutz der indigenen Völker sowie Friedens- und Menschenrechtsarbeit und besonders auch Bildungsprojekte – das sind laut Pater Heinz die Schwerpunkte der Adveniat-Projektförderung. Denn in Lateinamerika halte nicht nur der Mangel an Gütern, sondern vor allem auch der Mangel an Gerechtigkeit die Menschen arm. „Arm ist, wer von Bildung, politischer Mitbestimmung und Einkommen ausgeschlossen ist. Bildung und die Werkzeuge der Demokratie sind Schlüssel, um die Tür aus der Armut zu öffnen“, sagte Pater Heinz. Im Geschäftsjahr 2017 wurden 2164 Projekte mit einer Gesamtsumme von 37,6 Millionen Euro unterstützt. Die durchschnittliche Fördersumme betrug 17.400 Euro je Projekt.

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